Wie Patienten richtig informiert durch das Gesundheitssystem geführt werden, wurde am 2. Österreichischen Forum für Gesundheitsmarketing in Wien diskutiert.
Wien (OTS) - Mündige und bestens informierte Patienten sind immer wieder eine zentrale Forderung, wenn es um die heimische Gesundheitspolitik geht. Wer jedoch was dazu beitragen kann und muss, wird selten besprochen. Umso mehr war das Thema ein zentrales Anliegen des Forums für Gesundheitsmarketing, das bereits zum zweiten Mal in Wien stattgefunden hat. Rund 70 Teilnehmer folgten den vielfältigen Vorträgen, die einen Themenbogen von Patienten-Empowerment bis hin zu Formulierungsfragen spannten. Kommunikation in all ihren Facetten - zwischen Arzt und Patienten, mit alten und neuen Medien und mit Einrichtungen des Gesundheitswesens - wurde daher unter die Lupe genommen und innovative Ansätze vorgestellt, wie es doch gelingen kann, die richtige Information zum passenden Zeitpunkt an den Empfänger zu bringen.
"Ein Großteil der Beschwerden im Krankenhaus hat seine Ursache darin, dass nicht richtig oder ausreichend mit dem Patienten kommuniziert wurde", weiß Dr. Brigitte Ettl, Ärztliche Direktorin KH Hietzing. Gemeinsam mit Dr. Gerald Bachinger, Sprecher der österreichischen Patienten- und Pflegeanwälte, führte sie als Kongresspräsidentin durch den Tag und brachte immer wieder ihre Erfahrungen aus der Praxis ein. Auch Bachinger ist überzeugt, dass das Gespräch mit dem Arzt ein zentraler Bestandteil der Medizin ist und meint: "Die barmherzige Lüge kommt heute nicht mehr gut an, sie hat in der Kommunikation zwischen Arzt und Patient keinen Stellenwert mehr." Für eine neue Gesprächskultur in der Medizin plädiert ebenso Mag. Dr. Peter Nowak, Abteilungsleiter Gesundheit und Gesellschaft, Gesundheit Österreich GmbH, denn aus seiner Sicht ist das Gespräch zwischen Arzt und Patienten der Entscheidungsplatz im Gesundheitssystem: "Der Gesundheitsprofi ist ein Unterstützer, kein Anordner. Der Patient ist selbstbestimmter Produzent von Gesundheit." Damit diese Sichtweise auch in der Praxis ihren Weg finden kann, muss vor allem das ärztliche Führungspersonal gewonnen werden. In diesem Zusammenhang fordert Dr. Andrea Kdolsky, Managing Director Healthcare Services & Pharmaceuticals, PwC Österreich GmbH, dass klare Kompetenzen geschaffen werden. "Wir leben in einer Zeit mit immer mehr Vergesetzlichung, das hat wenig mit Eigenverantwortung zu tun. Dann darf man sich nicht wundern, wenn auch in Sachen Gesundheit niemand die Verantwortung für sich selbst übernehmen will."
In einer gemeinsamen Diskussion zum Thema "Patient Empowerment - wer will den mündigen Patienten wirklich?" stellt Gesundheitsminister Alois Stöger das Bild differenzierter dar: "Es wird immer Menschen geben, die informierter sind als andere und die mehr oder weniger mitgestalten wollen. Auf diese unterschiedlichen Geschwindigkeiten müssen wir uns einstellen." Dass es in der Praxis schwierig ist, meint auch Dr. Martin Gleitsmann von der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit der Wirtschaftskammer Österreich, denn: "Viele - vor allem Patienten selbst - wollen den informierten Patienten, aber das System ist bei Weitem noch nicht in der Lage, mit dieser Forderung auch in allen Bereichen umzugehen."
Mehr Information unter: www.gesundinformiert.at